22. Februar 2022 / Lokales

Reinhard Langenhorst – ein Beckumer Filmemacher zieht nach Saarburg nahe Luxembourg

Von Elisabeth Eickmeier

Im Arbeitszimmer von Reinhard Langenhorst reiht sich ein Filmcover an das andere und es sind Filme, die er selbst gedreht, geschnitten, bearbeitet und auf DVD verewigt hat. Die Impressionen reichen von Beckumer Begebenheiten, wie der Entdeckung des Fürstengrabes im Jahr 1959, bis hin zur Fertigstellung der Wasserskianlage am Tuttenbrocksee oder dem Neubeckumer Bahnhof. In der zweiten Jahreshälfte 2022 wird Reihnard Langenhorst nach 51 Jahren Neubeckum verlassen und zu seiner Tochter nach Saarburg ziehen, aber seine Filme werden immer in Erinnerung bleiben.

Wie kam Reinhard Langenhorst eigentlich dazu Filme zu drehen? Wir haben für dich nachgefragt:

Als Reinhard Langenhorst 1959 seine Lehre als Industriekaufmann bei dem heimischen Unternehmen Zumbült begann, war ihm noch nicht klar, dass sein Lebenstraum eigentlich der Beruf des Kameramannes gewesen wäre.

„Einer meiner ersten Filme entstand im Jahr 1957“, erinnert er sich. „Ich hatte mir bei Foto Spanuth eine Kamera ausgeliehen, mit einem 8 mm Normalcolorfilm, der mich 21,50 DM kostete, ein für die damalige Zeit stolzer Preis. Der Film reichte gerade Mal für Filmaufnahmen von vier Minuten und aus einem Fenster von der Gaststätte Drei Kronen Topp filmte ich den Rosenmontagszug. Heute kann man diesen Film nur mit einem Lächeln betrachten, denn aufgrund der kurzen Zeit konnten jeder Wagen oder auch Fußgruppe nur kurz erscheinen“, so Langenhorst.

Um sein teueres Hobby zu finanzieren trug er Zeitschriften für die Kirche aus, fuhr Wäsche für eine Heißmangel und begann mit 15 Jahren für das Beckumer Stadttheater zu arbeiten, indem er Filme vorführte. „Damals bekam ich 5 DM für eine Filmvorführung und an manchen Tagen waren es vier Filme, die ich zeigte und die ich hinterher auswendig kannte“, erzählte er. Da er sich mit der Technik auskannte, konnte es auch schon mal passieren, dass ein Film von ihm etwas gekürzt wurde, wenn eine Verabredung geplant war, erzählte er mit einem Schmunzeln, gemerkt hat das jedoch niemand.

Ein Erlebnis wird jedoch immer unvergessen bleiben: „Als ich die Filmrollen für den Streifen „Die zehn Gebote“ mit dem Fahrrad am Beckumer Bahnhof abholte, der zu dieser Zeit noch aktiv war, zog ich mir einen Leistenbruch zu, denn die Filmrollen waren in zwei großen Kartonagen verpackt, die unglaublich schwer waren“.

Regelmäßig traf er sich mit Freunden und Schulkameraden in einer Gartenlaube an der Ahlener Straße und der „Filmclub“ wurde gegründet. Die Teilnehmer tauschten sich hier über das Thema „Filmen“ regelmäßig aus. Auch wenn sich die Zusammensetzung der Filmer in den Jahren änderte, gehörte Reinhard Langenhorst dem Beckumer Filmclub über Jahrzehnte an.

Die Zahl seiner Aktivitäten neben seinem Beruf wurde durch die Tätigkeit als freier Mitarbeiter bei den Westfälischen Nachrichten ergänzt. „Mit großem Interesse verfolgte ich im Jahr 1959 die Entdeckung des Beckumer Fürstengrabes und drehte an Ort und Stelle spektakuläre Szenen“, erinnert er sich. Schon damals begann Reinhard Langenhorst seine Filme vorzuführen. „Dienstags zeigte ich die Aufnahmen oft bei einem Treffen des Katholischen Kaufleutevereins (KKV) bei Stiefel Jürgens“. Mit Stolz erfreute es ihn und seine damalige Chefin Maria Zumbült, als er bei einem Filmwettbewerb des Süddeutschen Rundfunks mit einem Geldpreis bedacht wurde. „Ich hatte einen Film eingereicht, der den Titel „Der Überfall“ trug und an der Werse spielte. Ein echter Polizist, das Gefängnis des Gerichts und auch das Umfeld der Bauerschaft Werse waren hier Thema. An dem Nachmittag, an dem der Film im Fernsehen gezeigt wurde, saß ich mit meiner Chefin vor dem Fernseher und durfte ihn mir anschauen“, erinnert er sich mit Stolz.

Auf Raten kaufte Reinhard Langenhorst dann im Jahr 1961 seine erste Kamera und machte damit während seiner Bundeswehrzeit in den Jahren 1963 und 1964, mit Genehmigung, Aufnahmen in Augustdorf und in Handorf, die heute Seltenheitswert haben.

Eine Fahrt mit der Volkshochschule Beckum-Wadersloh nach West-Berlin nutzte er für historische Aufnahmen unter anderem an der Bernauer Straße, wo noch Fenster in den oberen Stockwerken, in Richtung Westen zugemauert wurden. Auch ein Bier trinkender Willy Brand, der damals regierender Bürgermeister von Berlin war und der zufällig nur einen Meter von ihm entfernt war, wurde im Film verewigt.

Über die Jahre hin sammelte sich viel an Filmmaterial aus Beckum und Umgebung, der Natur, Historisches, Impressionen und vielem mehr an. Zusammen mit seinen Filmclubfreunden Burkhard Illigens und Klaus Holtermann entstand der Film „Chronik einer Stadt“, der der erste Farbtonfilm über die Stadt Beckum ist. Die Premiere des Films war im Jahr 1968 in der Aula der Beckumer Kreisberufsschule und aufgrund des großen Erfolgs lief der Film wochenlang. Die Neuauflage des Filmstreifens erfolgte dann im Jahr 2011 im Beckumer Stadttheater. Da der Originalfilm verschwunden war, wurde in mühevoller Kleinarbeit eine alte VHS Kassette als Grundlage verwandt und aufgearbeitet. Seine Frau Brigitte, die vor einigen Wochen leider verstorben ist, lernte Reinhard Langenhorst beim Theaterspielen in Stromberg kennen, denn in einer der Hauptrollen war auch er als Baron dort zu sehen. Als begeisterter Tänzer, der er auch heute noch ist, ging es dann zum Tanzen und auch hier entstand der ein oder andere Film.

„Früher war die technische Bearbeitung eines Films mit dem Schneiden und komplizierten technischen Verfahren behaftet. Hingegen ist die digitale Bearbeitung am Computer heute recht leicht“, so Langenhorst. Auch hat der Neubeckumer Filme über die Profanierungen der Liebfrauen- und der Martinskirche gedreht, die Neugestaltung des Busbahnhofs und der Wasserskianlage festgehalten und war auch beim Aktionstag des St. Elisabeth-Hospitals Beckum mit der Kamera unterwegs, um die Eindrücke für die Nachwelt zu erhalten.

Das Reinhard Langenhorst nicht Kameramann wurde lag einzig und allein daran, daran, dass er keine dreijährige Lehre in der Fotobranche absolvieren wollte. Seinem Umzug zu seiner Tochter sieht er mit einem weinenden und einem lachenden Auge entgegen, aber vorher wird es für dich die Möglichkeit geben, einige seiner Filme im Freizeithaus Neubeckum noch einmal zu sehen.

Wann? Sonntag 27. Februar 2022 in der Zeit von 12 bis 17 Uhr, im großen Kinosaal des Freizeithauses Neubeckum. Der Eintritt ist frei und Anmeldungen nehmen Uwe Mischke und Sabine Will per E-Mail an fzh@beckum.de oder telefonisch unter 02521/29695 montags bis freitags in der Zeit von 10 bis 18 Uhr entgegen.

Von Elisabeth Eickmeier

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