12. April 2022 / Lokales

Müll ist nicht gleich Müll

Bessere Voraussetzungen für mehr Recycling schaffen und Wissenslücken schließen

Das anhaltende Wachstum der Weltbevölkerung wird vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels und dessen Folgen mit großer Sorge betrachtet. Immer mehr Menschen leben auf unserem Planeten, und sie produzieren immer mehr Abfall. Ein Ort, an dem ein Teil dieser Abfallmengen zusammenlaufen, ist die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Kreises Warendorf (AWG) in Ennigerloh. Das Entsorgungszentrum ist auch Hauptsitz der Arbeitsgemeinschaft stoffspezifische Abfallbehandlung, kurz ASA e.V. Der Verband versteht sich als wichtiger Teil der Kreislaufwirtschaft.

„Die Trennung von Abfällen in einzelne Stoffströme und die Gewinnung von Sekundärrohstoffen ermöglichen es uns, Rohstoffe zu erzeugen, die wieder eingesetzt werden können und ein Äquivalent für Erdöl, Erdgas und Kohle zu liefern“, so Thomas Grundmann, Vorsitzender der ASA und zugleich Geschäftsführer der AWG. „Durch die Mechanisch-Biologische Abfallbehandlung (MBA) werden die Abfälle in ihre Bestandteile getrennt und die Stoffe unterschiedlich verwertet. Recyclebare Rohstoffe werden erfasst, so dass wir uns vom klassischen Entsorger zum Energie- und Rohstofflieferanten etabliert haben“, so Grundmann weiter.

Den Standort in Ennigerloh im Kreis Warendorf haben sich kürzlich Dennis Kocker (Kreisvorsitzender und Fraktionsvorsitzender im Kreistag), Ralf Pomberg (Landtagskandidat), Detlef Ommen (umweltpolitischer Sprecher der Kreistagsfraktion) und Bernhard Daldrup (Bundestagsabgeordneter) von der SPD live angesehen und erfahren, wie Abfall wieder zu Produkten, herbeigeführt durch unterschiedliche Recyclingvorgänge, wird: „Natürlich kann leider nicht alles, was im Abfall landet, stofflich recycelt werden. Für bestimmte Produkte kann daher das chemische Recycling eine mögliche Alternative bilden. Auf dem Gelände der Abfallwirtschaftsgesellschaft wird derzeit für Teilströme die mögliche Alternative bereits genutzt, um den Weg der Verwertung zu gehen.“

Dass Abfallverwertung "mehr" kann, zeigt sich auch in den weiteren Projekten: So werden abgeschlossene und renaturierte Deponiehänge mit Photovoltaikanlagen zur Energieerzeugung genutzt und das Biogas aus der Bioabfallbehandlung erzeugt bei seiner Verstromung so viel Wärme, dass damit  Wasser erwärmt werden und  in Schwimmbädern und Industriebetrieben genutzt werden kann – ein ressourcenschonender Nebeneffekt dank Abwärmenutzung.

Prozesse verstehen im außerschulischen Lernort: Die Wertstoffwerkstatt

Ein zentraler Baustein der Unternehmenskommunikation der AWG ist die Wertstoffwerkstatt. Seit 2013 werden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hier die Prozesse der Abfallverwertung nähergebracht. 2020 wurde dafür ein neues, hochmodernes Gebäude in Betrieb genommen. Michael Dierkes, der in der Werkstatt hauptsächlich Schulklassen betreut, präsentiert zwei seiner wichtigsten Helfer zur Erklärung von Kreislaufwirtschaft: Tropische Rieseninsekten, eine Australische Gespenstschrecke und ein Wandelndes Blatt. „Von den Insekten können wir Menschen noch viel lernen: Leben in einem geschlossenen Kreislauf, beispielsweise. Alles, was diese Tiere der Erde nehmen, geben sie über Ihre Ausscheidungen auch wieder zurück“, berichtet Michael Dierkes, während die Gespenstschrecke friedlich über seine Hand krabbelt: „Und gute Eisbrecher sind sie auch!“
Aber in der Wertstoffwerkstatt können nicht nur Insekten bestaunt werden.

An den nachgebauten Sortierstationen können Kinder ab einem Alter von ca. 8 Jahren selbst aktiv werden und die Aufgaben der Wertstoffhöfe kennen und verstehen lernen. Für die Vertreter der SPD hat der Austausch einmal mehr verdeutlicht, dass Müll nicht gleich Müll ist. „Wir müssen auf kommunaler Ebene noch mehr dafür tun, Recycling voranzutreiben. Das fängt bei der Trennung in jedem Haushalt an“, resümiert Dennis Kocker. Für den Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup ist die kommunale Wärmeplanung der Schlüssel zu einer noch ressourcenschonenderen Nutzung der Abwärme von Verwertungsprozessen: Die Potenziale, die seitens der AWG bereits jetzt schon sehr effizient genutzt werden, sollten in Zukunft weiter unterstützt werden, damit die Verwertungsprozesse noch nachhaltiger werden. Landtagskandidat Ralf Pomberg zieht abschließend als Fazit: „Der Abfallverwertungsprozess muss mit den Beiträgen, die er dazu leisten kann, auf allen Ebenen noch stärker in den Umweltschutz mit eingebunden werden – kommunal, landes- und bundesweit!“

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