5. Januar 2021 / Lokales

Beckum 1933-1945 - Gründung einer Geschichtswerkstatt

Heimat- & Geschichtsverein Beckum e.V.

Auch wenn seit fast 10 Monaten viele Aktivitäten des Heimat- & Geschichtsverein Beckum e.V. durch die Corona-Prioritäten weiterhin schwer beeinträchtigt sind, können die Verantwortlichen heute freudig mitteilen, dass die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ aus Berlin das langgehegte Vorhaben zur Gründung einer Geschichtswerkstatt großzügig unterstützt.

„Maikäfer flog“ hieß das Rechercheprojekt, das sich mit Kindheit und Kriegsende in Beckum befasste. Im November 2019 wurde es im Dormitorium gezeigt, die Aufführungen im Stadttheater mussten dagegen corona-bedingt verschoben werden. Mit der Gründung einer Geschichtswerkstatt setzt der Heimat- und Geschichtsverein Beckum nun aber ein Vorhaben in Gang, das über diese Vorarbeit hinausgeht und sehr wohl unter den gegenwärtigen Umständen begonnen werden kann. Am Anfang der Geschichtswerkstatt steht somit keine große Veranstaltung, sondern der Aufruf zur aktiven Mitarbeit, die in den eigenen vier Wänden oder in Form von Telefon- bzw. von Zweiergesprächen stattfinden kann.

Die Erfahrung mit „Maikäfer flog“ zeigte zum einen, wie Geschichte sich gemeinsam erzählen lässt, wie aus verschiedenen Perspektiven sich eine Gesamterzählung ergibt. Zum anderen wurde wieder deutlich, dass – von Einzelarbeiten abgesehen – kein Geschichtswerk über Beckum im Nationalsozialismus existiert. Unter diesen beiden Gesichtspunkten gründet sich die Geschichtswerkstatt und der Aufruf des Heimat- und Geschichtsvereins Beckum richtet sich an zwei Gruppen.  

Die erste Gruppe besteht aus Beckumerinnen und Beckumern, die sich entweder noch selbst an die Jahre bis 1945 erinnern können oder die Geschichten ihrer Familie berichten können: was wurde mündlich erzählt, was schriftlich festgehalten, gibt es Fotos oder Dokumente aus der Zeit?

Die zweite Gruppe bildet sich aus Geschichtsinteressierten, die Gespräche führen und aufzeichnen, sich selbst auf die Suche machen: in Heimatarchiven oder auf der eigenen Straße forschen – „Grabe, wo du stehst“ heißt die Devise.

Neben der Alltags- und Herrschaftsgeschichte gibt es zwei historische Schwerpunkte: die Ausgrenzung und Vertreibung der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie der Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, die vornehmlich aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion nach Beckum kamen.

Sobald sich kleinere und größere Gruppen wieder treffen können, werden erste Resultate präsentiert und Leerstellen benannt. Zum Schluss werden die Ergebnisse auf einer eigenen Webseite veröffentlicht; auf einer Abschlussveranstaltung im Stadttheater wird die Webseite Ende diesen Jahres freigeschaltet. Die Arbeit kann also gleich beginnen, Koordinatorin und Ansprechpartnerin ist hierbei Maria Sudbrock (Telefon 02521-12194, Email maria.sudbrock@gmx.de).

Das Projekt der Geschichtswerkstatt nennt sich in Anlehnung an den BBC-Titel 'A Little German Town. Zum Beispiel Beckum'. Die britische Fernsehproduktion zeigte 1985, wie sich mit Archivaufnahmen aus Beckum lokale und nationale, internationale Geschichte erzählen lässt. Gefördert wird das Projekt mit knapp 15.000 Euro durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, Berlin. In einem erstmals ausgeschriebenen Förderprogramm wurde das Projekt des Heimat- und Geschichtsvereins Beckum mit der Kulturinitiative Filou und dem Recherchetheater Vajswerk bewilligt und ist für 2021 finanziert. Selbst in dieser schwierigen Zeit kann sich also eine Geschichtswerkstatt bilden, die sich auch in Zukunft mit Beckumer Stadtgeschichte beschäftigt.

Dies ist also eine herzliche Einladung zum Mitmachen! Melde dich gerne beim Heimat- & Geschichtsverein Beckum!

Tipp: Werfe gern einen Blick auf die laufend ergänzte und aktualisierte Internetseite www.heimatverein-beckum.de!

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