12. März 2024 / Lokales

Thomas Altewischer im Interview: Auf Pflege angewiesen, doch keine Kapazität bei Pflegediensten

Letzter Ausweg: Selbst Arbeitgeber werden

Thomas Altewischer (62 J.) aus Beckum leidet durch seinen Motorradunfall (1984) an Syringomyelie, einer Zyste im Rückenmark, die ihn in seinem alltäglichen Leben vollkommen einschränkt. Allein aufstehen, bewegen, laufen, sich anziehen oder duschen ist nicht mehr möglich und er ist seit 14 Jahren auf die Betreuung durch einen Pflegedienst angewiesen.
1999 konnte er erstmalig nicht mehr richtig greifen und sitzt seit 2013 im Rollstuhl.

Stell dir vor: Du bist durch deine Krankheit, körperlichen Einschränkungen oder Weiteres auf Hilfe angewiesen und sämtliche Hilfestellen haben keine Kapazitäten für dich – was tust du?

In dieser Lage befand sich Thomas Altewischer im vergangenen Jahr, als die kritische Lage seinen Höhepunkt erreichte. Sieben Jahre wurde er durch den ersten Pflegedienst betreut, bis sich kein/e Pfleger/in mehr fand, die/der ihn in seiner Einschränkung betreuen „konnte“ und er den Pflegedienst notgedrungen wechseln musste. Mitte 2023 folgte dann die Kündigung des zweiten Pflegediensts. Er telefonierte durch die umliegenden Städte, doch niemand fand Kapazität ihn in die Betreuung aufzunehmen.
Die Hoffnung, dass man zumindest so lange kulant betreut werde, bis man eine neue Lösung gefunden habe, wurde zerstört.

Bis Ende 2023 folgten Monate der Ungewissheit. Freunde und Bekannte bemühten sich, ihn in seinem Alltag zu unterstützen, doch dies war mühselig: Nicht jeder hat regelmäßig Zeit, abends bei der Abendroutine und früh morgens beim Aufstehen vor Ort zu sein.

Zudem besitzt Thomas Altewischer ein Stoma - einen künstlichen Darmausgang - der regelmäßig und zeitnah gewechselt werden muss. So sprang seine Frau neben ihrer beruflichen Tätigkeit als Krankenschwester ebenfalls in die Betreuung mit ein.
Selbst ein Notruf bei Pflegediensten für diesen Notfall wurde ihm laut eigener Aussage verwehrt.

Im Dezember gab es einen Lichtblick: Ein potenzieller Pflegedienst, der ihn Anfang 2024 aufnehmen wollte. Dieser erschien trotz mehrfacher Versuche ihn telefonisch zu erreichen nicht zum vereinbarten Termin und sagte per E-Mail danach ab.

Die letzte Möglichkeit sah Thomas Altewischer nun darin, als Privatmann selbst als Arbeitgeber aufzutreten und Mitarbeiter/innen für seine Pflege einzustellen. Möglich war dies über seine Berufsgenossenschaft. Er erfüllt dabei alle Pflichten eines Arbeitgebers, wie Lohnfortzahlung bei Krankheiten etc. und stellt nun selbst Mitarbeiter auf Minijobbasis ein. Die zuständige Stelle besuchte ihn zuhause und machte sich ein Bild von seiner Situation. Anhand der nötigen Betreuungsstunden pro Woche wurde das Budget berechnet, welches ihm zur Verfügung gestellt wird.

Er hat seit Februar/März mittlerweile vier Angestellte, die Teilzeit arbeiten und auf Minijob-Basis bei ihm angestellt sind. Sie wurden von ihm und seiner Frau eingearbeitet und er organisiert in enger Absprache mit Ihnen ihre Dienstzeiten. Der größte Vorteil liegt in der erweiterten Flexibilität im Gegensatz zu einem Pflegedienst. Thomas Altewischer kann wieder vermehrt am sozialen Leben teilnehmen und z.B. abends eine Veranstaltung besuchen. Der eingeteilte Mitarbeiter seines Pflegeteams kommt dafür später für das Zu-Bett-bringen vorbei, da alles individuell abgesprochen werden kann.

Er sucht außerdem weiterhin nach Pflegekräften auf Minijobbasis, um sein Team zu erweitern. Wenn du auf der Suche nach einem Minijob im Pflegebereich bist und Thomas bei seinem Alltag unterstützen möchtest, dann klicke einfach >> HIER!
Deine Einsatzzeit beträgt am Tag maximal 3 Stunden und du wirst nach einem festen Stundenlohn bezahlt. Keine hektischen Einsätze, sondern geregelte Aufgaben und Abläufe warten auf dich!

Thomas Altewischer blickt traurig und enttäuscht auf die Gesamtsituation. Dass er so oft abgewiesen wurde, deprimierte ihn und er fühlte sich hilflos. Außerdem denkt er auch an die Menschen, die auf Vollzeitbetreuung angewiesen sind und nicht die Hilfe bekommen können, die sie benötigen.

Seiner Meinung nach müsse sich unbedingt etwas ändern, insbesondere mit Blick in die Zukunft. Er hat es geschafft und eine Lösung gefunden, die gut für ihn funktioniert, doch wie sieht es mit all den Pflegebedürftigen aus, die in ähnlichen Situationen sind? 
Die werden es schwer haben, denn Thomas erzählt uns, dass sich Pflegedienste ihre Patienten mittlerweile aussuchen können. Somit hat man es nicht mehr in der Hand, sich seinen Pflegedienst auszusuchen - insbesondere nicht, wenn man Kassenpatient ist.

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