20. Oktober 2020 / Lokales

Wusstest du, dass Beckum einst einen Flugplatz hatte?

Von Elisabeth Eickmeier

Anfang der 30er Jahre gab es in Beckum verschieden Gruppierungen, die Segelflugzeuge der ersten Generation bauten und damit auch flogen. Es waren Gleitsegler, die nach jedem Flug mit viel Mühe den Berg wieder hochgezogen werden mussten.

Der Hermannsberg im Dalmer und der Klutenberg in Holter waren beliebte Startgelände, wo der Gleitsegelflug geübt wurde. Die Hitlerjugend baute im Keller des Evangelischen Gemeindehauses sogenannte Hanggleiter, die mit einem Gummiseil hochgezogen wurden. Viele flugbegeisterte Gymnasiasten machten hier mit, obwohl sie mit der Politik nichts am Hut hatten. Die Hanggleiter waren einfachste Konstrukte und bestanden im Wesentlichen aus einem hochkant stehenden Brett mit einem Sitz darauf. Hinter dem Piloten befanden sich die großen Flügel und das Leitwerk.

Auch Modellflugzeugbau wurde betrieben. Mitglieder vom Deutschen Jungvolk bauten Modellsegler, die von Gummimotoren angetrieben, oder an Gummibändern hochgezogen wurden. Im Jahnstadion, der späteren Hermann-Göring-Kampfbahn wurde seinerzeit regelmäßig geübt. Da gab es auch schon mal Verletzte, wenn ein Segler unkontrolliert ins Publikum stürzte. Ziel war jedoch der echte Segelflug. Dazu wurden auf einem Flugplatz in den Borkener Bergen bei Seppenrade Flugstunden absolviert, und Flugscheine gemacht. So hatten schon 1939 mehr als 20.000 Hitlerjungen in Deutschland die Gleitfliegerprüfung abgelegt.

Der verstorbene Neubeckumer Theo Plote (geb. 08 . 01 .1919) hat sich, neben seinem Hobby als Filmer, zeitlebens dem Sehgelsport gewidmet. Wie er selbst berichtete, wurden er und sein Freund Paul Hegemann durch das Buch „Wie baue ich einen Hängegleiter" inspiriert. Im Keller des Kreishauses, Vater Friedrich war Kraftfahrer bei Landrat Gärtner und wohnte im Kreishaus, bauten sie heimlich einen Gleiter.

Das Material, Latten und Sperrholz besorgten sie sich von der nahegelegenen Firma Gebr. Westhoff. Auf dem alten Fahrgestell eines Kinderwagens transportierten sie das Fluggerät zum Hermannsberg und übten das Gleitsegeln. Allerdings nur so lange, bis Vater Plothe dieses Abenteuer verbot. Doch seine Liebe zur Fliegerei sollte bis ins hohe Alter anhalten. Damals war Theo Plote gerade 16 Jahre alt, wurde er wegen seines jugendlichen Alters nicht im Beckumer Segelflugverein aufgenommen. Darum schloss er sich der SegelfliegerHJ (Hitlerjugend) an, die auch in Beckum sehr aktiv war.

Schon 1933, kurz nach der Machtübernahme der Nazis, wurde mit dem Aufbau einer Flieger-Hitlerjugend-Gruppe begonnen. Reichsmarschall Hermann Göring zog hier seine Freiwilligen für die Luftwaffe heran. 11 Jahre später kam auch Theo Plote zur Luftwaffe und verband dort, oft unter schwierigsten Bedingungen, seine beiden Hobbys, das Fliegen mit der Filmerei, wobei manch ein historisches Dokument entstanden ist. Nachdem er 1949 aus der russischen Gefangenschaft entlassen wurde, widmete er sich u.a. weiterhin dem Filmen und begann im hohen Alter noch mit dem Modellflugzeugbau.

Auch Stephan Kröger, Mitbegründer der Beckumer Kolping-Segelgruppe, wurde, offensichtlich wegen seines Hobbys, im Krieg als Pilot auf Großraumlastensegler eingesetzt. Damit transportierte man Fahrzeuge in feindliches Gebiet. So soll er mit einem Panzerfahrzeug in Prag gelandet sein. Lastensegler wurden von Schleppflugzeugen gezogen, über feindliches Gebiet ausgeklinkt und im Zielgebiet von wagemutigen Piloten gelandet.

Dies ist eine „Beckumer Geschichte“ des verstorbenen Hugo Schürbüscher aus dem Jahr 2011.

Von Elisabeth Eickmeier

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