Vergangene Woche fand in der Volkshochschule Beckum-Wadersloh ein anregender Geschichtsvortrag mit Dr. Peter Paziorek statt. Ausgehend von der lokalen Sage vom „Thuer in der Muer“ beleuchtete er Beckums kriegerische Auseinandersetzungen mit den Grafen von der Mark.
Aus dem Urgeschlecht der Grafen von Berg entwickelten sich im 12. Bzw. 13. Jh. die Linien der Grafen von Berg-Altena sowie die Grafen von der Mark. Dr. Paziorek wandte sich nun den Ereignissen des Jahres 1225 zu, die in der Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert I. gipfelten. Diese unerhörte Tat wurde von Zeitgenossen aufgegriffen, u.a. von Walther von der Vogelweide (ca. 1160/70 bis nach 1230) im sog. Engelbertston, wie Dr. Jürgen Rauter referierte. Dass den Täter die Hölle verschlingen möge, ist für Walther die einzig „gerechte“ Strafe, wie es sinngemäß auf Folio 127r der Großen Heidelberger Liederhandschrift (um 1300) heißt.
Aber wie kam es dazu?
Engelbert I., der sog. „Reichsverweser“ und Vormund des Königs Heinrich VII (des Sohns Kaiser Friedrichs II.), war, wie Dr. Paziorek ausführte, der weltlichen Macht nicht abgeneigt, was zu zahlreichen Konflikten führte, darunter mit den Grafen von Berg(-Altena); diese gipfelten letztlich in der Auflauerung und Ermordung Engelberts I, was nicht ungesühnt blieb: die politischen Folgen dieser Tat führten 1225 zur Absetzung des Bischofs von Münster, Dietrichs III. von Isenberg, sowie zum Tod seines Bruders, des „Hauptverschwörers“ Friedrich von Isenberg (1226), beide aus dem Geschlecht derer zu Berg-Altena. Infolge dieser Ereignisse wandten sich die Grafen von der Mark (als Linie derer von Berg-Altena) gegen die eigene Sippschaft, um jedweder Verdächtigung vorzubeugen.
Durch das nachfolgende Machtvakuum gelang es den Grafen von der Mark, ihr Territorium auszuweiten, was sich u.a. in der Gründung von Städten wie Hamm zeigt, das 1226 – und damit nach Beckum – das Stadtrecht erhielt. Die unmittelbare Nähe zum Bistum Münster, dem Beckum zugehörig war, führte dazu, dass es in der Folge immer wieder zu Ausfällen gegen Beckum bzw. die nähere Umgebung kam, was wiederum den Bau der Hammwarte und der Soestwarte nach sich zog. Und vermutlich waren es genau diese Wirren, auf die letztlich die lokale Sage vom „Thuer in der Muer“ – einem Bürger namens Herrmann Thuer, der einen Grafen von der Mark mit einem Pfeilschuss getötet haben soll – zurückgeht.
Auf die nächste Veranstaltung, die am 5. November 2025 stattfinden wird und die das Jahr 1525 – insofern die Gründung des Herzogtums Preußen und seine Auswirkungen auf Beckum – thematisieren wird, kann man gespannt sein.







