22. April 2025 / Aus aller Welt

Wilde Schimpansen teilen alkoholhaltige Früchte

Menschen konsumieren Alkohol gerne in Gesellschaft. Nun deutet eine Studie darauf hin, dass das bei Schimpansen ähnlich sein könnte. Liegt hier die Urform des Feierns?

Die Forschungsgruppe spekuliert, eine Urform des Feierns entdeckt zu haben.

Erstmals haben Forschende nach eigenen Angaben wilde Schimpansen beim gemeinsamen Konsum alkoholhaltiger Früchte beobachtet. Das überwiegend britische Team um Anna Bowland von der Universität Exeter filmte dieses Verhalten bei mehreren Gelegenheiten im Cantanhez-Nationalpark im westafrikanischen Guinea-Bissau. Dabei teilten sich die Schimpansen die vergorenen kürbisförmigen Früchte des Okwabaums (Treculia africana), auch Afrikanischer Brotfruchtbaum genannt.

Dessen bis zu 30 Kilogramm schwere Früchte fallen ab, wenn sie reif sind. Der Großteil der untersuchten Früchte am Boden - 24 von 28 - wies einen Alkoholgehalt auf, der bis maximal 0,61 Prozent erreichte. 

Gründe für das Verhalten sind unklar

Mit Kamerafallen zeichnete die Gruppe insgesamt 70 Ereignisse auf, bei denen Schimpansen (Pan troglodytes) die Früchte verzehrten. Bei 9 von jenen 10 Beobachtungen, bei denen die Menschenaffen diese Nahrung teilten, enthielten die Früchte Alkohol. Beteiligt waren Schimpansen beiderlei Geschlechts und verschiedener Altersgruppen. «Unsere Daten liefern den ersten Beleg für das Teilen von alkoholhaltiger Nahrung durch Menschenaffen», schreibt die Gruppe im Fachjournal «Current Biology». 

Zwar sei unklar, warum die vergorene Nahrung geteilt wurde und ob der Alkohol wirklich gezielt konsumiert wurde, heißt es weiter. Dennoch stütze die Beobachtung die Idee, dass der menschliche Alkoholgebrauch in der Evolutionsgeschichte tief verwurzelt sei. 

Urform des Feierns?

«Wir wissen, dass das Trinken von Alkohol bei Menschen zur Ausschüttung von Dopamin und Endorphinen führt, was Gefühle von Glück und Entspannung verursacht», erläuterte Erstautorin Bowland. «Und wir wissen zudem, dass das Teilen von Alkohol - auch im Rahmen von Traditionen wie etwa Feiern - zur Bildung und Stärkung sozialer Verbindungen beiträgt.» 

Nun, so die Ökologin weiter, stelle sich die Frage, ob dies bei Schimpansen ähnlich sei. In diesem Fall könne es sich um eine Urform des Feierns handeln. Unklar ist allerdings auch, ob und wie sehr der Alkohol - zumal in den geringen Konzentrationen - bei den Tieren einen Rausch auslöst.

Frühere Studie deutete auf Rauschtrinken hin

Darauf deutete allerdings eine Studie aus dem Nachbarland Guinea hin, die vor zehn Jahren im Fachjournal «Royal Society Open Science» veröffentlicht wurde. Demnach trinken wilde Schimpansen dort gerne alkoholische Getränke - mitunter sogar literweise.

Das internationale Forschungsteam berichtete damals, dass die Affen bis zu drei Liter vergorenen Palmsaft - mit einem Alkoholgehalt bis 6,9 Prozent - konsumierten und dabei Blätter als Löffelersatz nutzten. Anschließend hätten die Schimpansen Zeichen eines Rauschs gezeigt oder sich schlafen gelegt, hieß es.

Auch hier hätten sich beide Geschlechter und sämtliche Altersgruppen beteiligt - allerdings nur etwa die Hälfte aller Tiere. Dass Affen in Gefangenschaft Alkohol konsumieren, ist ebenfalls dokumentiert.


Bildnachweis: © Bowland EurekAlert/dpa
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

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