18. Januar 2024 / Aus aller Welt

Sondendaten: Womöglich riesige Eismassen auf dem Mars

Einst gab es auf dem Mars vermutlich reichlich Wasser - inzwischen wirkt unserer rötlicher Nachbar staubtrocken. Neue Daten zeigen: Tief im Boden könnten womöglich gewaltige Eismassen ruhen.

Das Bild zeigt die Mars-Region Eumenides Dorsum in der Formation Medusae Fossae, wo vermutlich die dickste eishaltige Ablagerung zu finden ist.

Auf dem Mars könnte es neuen Daten zufolge riesige verborgene Eismassen geben. In der Formation Medusae Fossae gebe es vermutlich Schichten von Staub und Eis, die von einer Hunderte Meter dicken Schicht aus Staub und Asche bedeckt seien, teilte die europäische Raumfahrtagentur Esa am Donnerstag mit. Geschmolzen könnte die Eismasse demnach das gesamte Rote Meer füllen - oder den Mars mit einer 1,5 bis 2,7 Meter tiefen Wasserschicht eindecken.

Die Formation Medusae Fossae (MFF) besteht aus mehreren vom Wind geformten Zügen und liegt am Übergang zwischen den Hoch- und Tiefebenen des Mars in der Nähe des Mars-Äquators. Möglicherweise ist die Formation die größte einzelne Staubquelle auf dem Roten Planeten und zugleich eine seiner ausgedehntesten Ablagerungen.

Bei einer ersten Untersuchung der Formation entdeckten Forschende 2007 massive Ablagerungen, die bis zu 2,5 Kilometer tief sind. Während einige Daten an Eis denken ließen, konnten die Wissenschaftler nicht ausschließen, dass es sich stattdessen um Ablagerungen von Staub, Vulkanasche oder Sedimenten handelt.

Bei einer erneuten Untersuchung des Gebiets mit Hilfe neuerer Radaraufnahmen der Esa-Sonde «Mars Express» stellten die Wissenschaftler zum einen fest, dass die Ablagerungen teils sogar 3,7 Kilometer dick sind. Zum anderen waren die Aufnahmen weniger dicht als man bei Staub erwarten würde.

Hinweise: Früher viel Wasser auf dem Mars vorhanden

«Angesichts der Tiefe würden wir, wenn die MFF einfach ein riesiger Haufen Staub wäre, erwarten, dass er sich unter seinem eigenen Gewicht verdichtet», sagte Andrea Cicchetti vom Nationalen Institut für Astrophysik in Italien. Auch bei der Modellierung mit eisfreien Materialien ergaben sich nicht die Eigenschaften der Formation. «Wir brauchen Eis», sagte Cicchetti.

Während der Mars heutzutage als eher trockener Planet erscheint, gibt seine Oberfläche laut Esa zahlreiche Hinweise darauf, dass Wasser einst reichlich vorhanden war. Massive Eiseinlagerungen in der Nähe des Äquators, wie sie bei der Formation vermutet werden, müssten in einer früheren klimatischen Epoche entstanden sein. Im derzeitigen Klima des Planeten wäre dies nicht möglich, wie es hieß.

Das verborgene Eis könnte für künftige Marsmissionen von Bedeutung sein: Sie brauchen der Esa zufolge Wasser und müssen in der Nähe des Äquators landen, weit entfernt von den eisigen Polkappen oder den Gletschern auf dem Planeten. «Leider sind die MFF-Ablagerungen von Hunderten Metern Staub bedeckt, so dass sie mindestens für die nächsten Jahrzehnte nicht zugänglich sind», sagte Colin Wilson von der Esa. Jedes bisschen Eis helfe aber dabei, ein besseres Bild davon zu bekommen, wo auf dem Mars einst Wasser geflossen und wo es heute zu finden sei.


Bildnachweis: © ESA/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Weitere Artikel derselben Kategorie

Esa-Satellitenpaar erzeugt künstliche Sonnenfinsternis
Aus aller Welt

Eine Sonnenfinsternis ist selten. Doch ein europäisches Satellitenpaar hat sie im All künstlich erzeugt, um neue Erkenntnisse über die Sonnenkorona zu ermöglichen. So sehen die ersten Bilder aus.

weiterlesen...
Mehr Gehen, weniger Schmerzen im Rücken
Aus aller Welt

Schon ein täglicher Spaziergang kann sich lohnen: Eine norwegische Studie zeigt, dass Gehen das Risiko für chronische Rückenschmerzen deutlich senken kann.

weiterlesen...
Suche nach Tausenden Atommüll-Fässern im Atlantik beginnt
Aus aller Welt

Mitten im Atlantik entsorgten vor Jahrzehnten etliche Staaten Fässer mit Atommüll. Wo genau sie sind und was sie mit ihrer Umgebung anrichten, ist unklar. Eine Expedition macht sich nun auf die Suche.

weiterlesen...