16. April 2023 / Aus aller Welt

Rohstoffimporte treiben Waldzerstörung voran

«Unser Hunger nach Rohstoffen zerstört anderswo Wälder», heißt es in einer Studie. Und Deutschland spielt dabei keine gute Rolle.

Eine Goldmine bei Antonino im Südosten Surinames.

Durch den Import von Rohstoffen ist Deutschland neben Großbritannien innerhalb der Europäischen Union der größte Treiber von bergbaubedingter Waldzerstörung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Umweltstiftung WWF und der Wirtschaftsuniversität Wien. Das Team um Tobias Kind-Rieper vom WWF hat untersucht, wie viel Wald weltweit von 2000 bis 2020 durch den Abbau von Kohle, Metallerzen und Industriemineralien zerstört wurde.

Durch entsprechende Rohstoffimporte waren Deutschland und Großbritannien auf EU-Ebene demnach mit einem Anteil von jeweils rund 19 Prozent die größten Treiber von bergbaubedingter Waldzerstörung. Das entspricht für Deutschland einer Fläche von 265 Quadratkilometer Wald. In Deutschland würden die importierten Rohstoffe unter anderem in der Automobilindustrie (17 Prozent) oder dem Maschinen- und Anlagenbau (11 Prozent) verwendet.

«Unser Hunger nach Rohstoffen zerstört anderswo Wälder, vergiftet das Grundwasser und raubt Menschen und Tieren ihre Lebensgrundlage», sagt Kind-Rieper. Oft werde Regenwald zerstört.

Mehr als 80 Prozent der direkten bergbaubedingten Abholzung fand im Studienzeitraum allein in zehn Ländern statt. Am meisten Wald sei in Indonesien (rund 3500 Quadratkilometer), Brasilien (rund 1700 Quadratkilometer) und Russland (rund 1300 Quadratkilometer) abgeholzt worden.

Vor allem Kohle und Gold

Die Verursacher seien China (18 Prozent), die EU (14 Prozent) und die USA (12 Prozent). Ein Großteil (71 Prozent) der zerstörten Waldfläche sei auf den Abbau von Kohle und Gold zurückzuführen. Für die Berechnungen hat das Forscherteam internationale Handelsströme untersucht und Satellitenbilder ausgewertet.

Für die Studie wurde nicht nur die direkte, sondern in manchen Fällen auch die indirekte Waldzerstörung in einem Umkreis von 50 Kilometern berechnet. Dazu zählen etwa Transportwege rund um den Bergbau. Den Berechnungen zufolge ist von 2000 bis 2020 im Umfeld von Rohstoffminen weltweit insgesamt eine Fläche von rund 755.900 Quadratkilometer Wald abgeholtzt worden. Das entspricht einer Fläche, die mehr als doppelt so groß ist wie Deutschland.

Die Daten zur indirekten Entwaldung seien aber mit Vorsicht zu behandeln, heißt es in der Studie. Es könne nicht immer eindeutig geklärt werden, ob das Fällen von Bäumen im Umkreis der Miene direkt auf den Betrieb zurückzuführen sei.

Wie können die Umweltschäden verringert werden? Geoökologin Gudrun Franken von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zufolge ist ein umweltverträglicher Bergbau durchaus möglich. «Wenn hohe Umweltstandards vorgegeben werden und diese auch entsprechend überwacht werden», sagt Franken. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung sei in Bergbauländern weltweit verpflichtend.

Gute Praxis einzufordern, benötige aber auch viel Wissen auf Seiten der Behörden und die Durchsetzung von entsprechenden Auflagen. Um die Umweltschäden so gering wie möglich zu halten, ist es Franken zufolge auch wichtig, dass Flächen renaturiert und Lebensräume wieder hergestellt würden.


Bildnachweis: © Denise Müller/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Vermisste Person Beckum: Günther Krogbeumker aus Vellern wird gesucht!
Lokales

Seit dem 19. Juni 2025 um 9 Uhr nicht mehr nach Hause gekommen

weiterlesen...
Erfolgreicher Abschluss: 47 Abiturientinnen und Abiturienten feiern am Berufskolleg Beckum
Lokales

Abiturientinnen und Abiturienten aus Sport, IT und Gesundheit starten durch!

weiterlesen...
Vandalismusvorfall im Eiscafé San Marco in Neubeckum
Lokales

Flüssigkeitsangriff sorgt für vorübergehende Schließung!

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Chikungunya-Infektion im Elsass - nahe der deutschen Grenze
Aus aller Welt

In der Nähe von Straßburg hat sich ein Mensch mit dem Chikungunya-Virus angesteckt. Die Verbreitung der Tigermücke und hohe Temperaturen begünstigen das Vordringen dieses Erregers auch in Deutschland.

weiterlesen...
Schönheitstrend volle Lippen - mehr Volumen, weniger Gefühl?
Aus aller Welt

Volle, rote Lippen gelten als sinnlich - und sind deshalb eine gefragte Schönheitsbehandlung. Doch macht das eigentlich einen Unterschied beim Küssen?

weiterlesen...
Klimawandel gefährdet die Zukunft der Vanille
Aus aller Welt

Bis 2050 könnten manche Vanillepflanzen mehr als die Hälfte ihrer natürlichen Lebensräume verlieren – mit Folgen für Pudding, Eis und andere Speisen.

weiterlesen...