13. Januar 2021 / Allgemeines

Petra Schreier nimmt Stellung zur laufenden Impfung im Kreis Warendorf

Meldung des Kreises Warendorf

Zur aktuellen Corona-Situation und zur laufenden Impfung nimmt Petra Schreier, Leiterin des Krisenstabs und Ordnungsdezernentin des Kreises Warendorf, in einem Interview Stellung.

Frau Schreier, vor etwas mehr als zehn Monaten tagte der Corona-Krisenstab zum ersten Mal. Hätten Sie damals gedacht, dass er fast zu einer Dauereinrichtung im Kreishaus werden würde?

Petra Schreier: „Nein, damit habe ich nicht gerechnet – keiner hatte das in dieser Form erwartet. Wir konnten immer nur auf Sicht fahren und haben im Kreis Warendorf in dieser tückischen Pandemie schon viele verschiedene Phasen erlebt. Aufgrund der Tönnies-Krise im Sommer befinden wir uns hier im Kreis jetzt in der dritten Infektionswelle. Wir konnten bisher viele Erfahrungen sammeln und sind als Team richtig zusammengewachsen. Gemeinsam mit vielen externen und internen Beteiligten im Krisenstab sowie den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern im Kreis haben wir die richtigen Entscheidungen getroffen und konsequent entsprechende Maßnahmen veranlasst. Und wir sind auch weiterhin zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger im Kreis sehr motiviert bei der Bekämpfung der Pandemie."

Die 7-Tage-Inzidenz im Kreis Warendorf geht aktuell erfreulicherweise zurück. Doch wie erklären Sie die weiterhin vergleichsweise hohen Fallzahlen?

Schreier: „Zum Teil liegt das wie berichtet an unserer Teststrategie, bei der wir über die RKI-Empfehlung hinausgehen: Für Kontaktpersonen der ersten Kategorie (15 Minuten Kontakt und weniger als 1,50 Meter Abstand zu Infizierten), die keine Symptome haben, ordnen wir nicht nur Quarantäne, sondern auch PCR-Testungen an. Das führt kurz- und mittelfristig zwar zu höheren Fallzahlen, aber auch zu einem besseren Schutz, weil wir so weitere Infektionsketten unterbrechen und einen Schneeballeffekt verhindern können. Jeder Infizierte, der aufgrund der Symptomfreiheit unerkannt bleibt, steckt zwangsläufig unzählige weitere Kontaktpersonen an. Und möglicherweise erkranken diese schwer oder sterben sogar.
Insofern verfolgen wir die richtige Teststrategie, auch wenn wir dadurch höhere Fallzahlen haben. Die Fallzahlen spiegeln nämlich die tatsächliche Infektionslage wider. Sorge bereiten uns vor allem die größeren Ausbrüche in Pflegeheimen, die wir zurzeit leider wieder beobachten können. Deshalb ist die Impf-Strategie des Landes auch richtig, diese besonders gefährdete Gruppe zuerst zu impfen! Die Älteren müssen wir aber auch weiterhin vor allem dadurch schützen, indem wir Kontakte reduzieren und die Hygiene- und Abstandsregeln streng einhalten. Natürlich verlangt uns das viel ab, aber in meinen Augen ist dies auch ein Gebot der Solidarität. Wenn wir jetzt nicht nachlässig werden und eine hohe Impfbereitschaft haben, dann sind wir auf dem richtigen Weg, um die Pandemie gemeinsam in den Griff zu bekommen."

Wie laufen die Impfungen bislang?

Schreier: „Sehr gut! Nach dem Start Ende Dezember und gut zwei Wochen mit Impfterminen haben wir Stand heute (Dienstag, 12. Januar) etwa 3500 Menschen in den Heimen geimpft. Und die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, ist gerade bei den Bewohnern sehr hoch und steigt mittlerweile auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Heimleitungen und die Kassenärztliche Vereinigung stimmen die Impftermine ab und bereiten sie vor – dazu gehören Aufklärung und die Einholung von Einverständniserklärungen sowie die Vorbereitung einer kleinen Impfstraße in den Einrichtungen. Alles in allem ist das für die Beteiligten sehr viel zusätzliche Arbeit. Im Namen des Krisenstabs bedanke ich mich herzlich für diesen großartigen Einsatz."

Wie geht es mit den Impfungen weiter?

Schreier: „Zunächst stehen weiterhin die Pflegeeinrichtungen im Mittelpunkt. Nach den aktuell zugesagten Impfstofflieferungen können wir pro Woche vorerst etwa 1300 Personen impfen. So haben wir spätestens Ende Januar in allen Heimen die Erstimpfung durchgeführt und können mit der notwendigen zweiten Impfung starten. Der vorhandene Impfstoff, der uns nach der Quote der über 80-Jährigen im Kreis zugeteilt wird, wird von uns bei Anlieferung konsequent verimpft. Alles hängt also von der Anzahl der gelieferten Impfstoffdosen ab, auf die wir aber keinen Einfluss haben."

Wann kann das Impfzentrum in Ennigerloh seinen Betrieb aufnehmen?

Schreier: „Wir sind seit Wochen im Stand-By-Betrieb und können jederzeit starten. Losgehen wird es aber nach heutigem Stand am 1. Februar. Erfreulicherweise können wir in Kürze auch mit Lieferungen des Impfstoffs von Moderna rechnen, so dass uns voraussichtlich schon bald größere Kapazitäten zur Verfügung stehen. Zunächst starten wir in Ennigerloh wahrscheinlich mit Öffnungszeiten montags bis sonntags von 14 bis 20 Uhr. Schrittweise werden wir dann den Betrieb ausweiten und bei Bedarf auch noch weitere Impfstraßen öffnen."

Wer kann sich in Ennigerloh impfen lassen?

Schreier: „In der ersten Phase alle Menschen ab 80 Jahren, die in der nächsten Woche Post vom Gesundheitsminister mit weiteren Hinweisen erhalten werden. Dieser Altersgruppe gehören 6,9 % der Menschen im Kreis an – das sind etwa 19.000 Personen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass ein Teil der über 80-Jährigen bereits im Pflegeheim geimpft worden ist. Ab dem 25. Januar soll es möglich sein, über eine zentrale Rufnummer und online Impftermine über die Kassenärztliche Vereinigung zu vereinbaren."

Gibt es für die breite Bevölkerung auch Impfangebote vor Ort?

Schreier: „Bis es soweit ist, dass in den Arztpraxen geimpft werden kann, wird es noch einige Zeit dauern. Denn dafür ist ein unkomplizierter Impfstoff erforderlich, der längere Zeit dezentral gelagert werden kann. Da der aktuell eingesetzte Impfstoff von Biontech/Pfizer bis wenige Stunden vor dem Einsatz sehr stark gekühlt werden muss und nach der Aufbereitung aufgrund der Instabilität nicht mehr transportiert werden darf, hat sich das Land für seinen Einsatz in Impfzentren entschieden. Denn bei der Planung im November ging man davon aus, dass der Impfstoff bis kurz vor dem Einsatz bei minus 70 Grad gekühlt werden muss.
Das hat uns vor große logistische Herausforderungen gestellt. Auch wenn mittlerweile klar ist, dass es nach dem Eintreffen des Impfstoffs, dem Auftauen und der gebrauchsfertigen Aufbereitung noch ein Zeitfenster von einigen Stunden bis zur Impfung gibt, bleibt die Handhabung kompliziert. Wir wollen ja nicht, dass Impfstoff verfällt! Eine akribische Planung ist also das A und O – für Heime mit in der Regel über 100 Impflingen ist das ein hoher Aufwand, der sich aber lohnt. Andere kleinteilige mobile und dezentrale Lösungen sind in der jetzigen Phase nicht sinnvoll. Ich gehe aber davon aus, dass ab Mitte des Jahres alle Bürgerinnen und Bürger ein Impfangebot bekommen werden und sich bei ihrem Hausarzt impfen lassen können. In ein paar Jahren wird die Corona-Impfung ein fester Bestandteil neben der alljährlichen Grippeschutzimpfung sein und wir werden gelernt haben, mit dem Corona-Virus zu leben."

Der Weg zum Impfzentrum ist für ältere Menschen zum Teil eine Herausforderung. Wie kann sie gelöst werden?

Schreier: „Mit dem Standort Ennigerloh haben wir bewusst einen möglichst zentralen Punkt im Kreis für unser Impfzentrum ausgewählt. Für Menschen, die keine Möglichkeit haben, zum Impfzentrum zu kommen, weil Angehörige sie nicht bringen können oder weil öffentliche Verkehrsangebote nicht in Frage kommen, arbeiten wir zusammen mit den Städten und Gemeinden daran, für diese Menschen Mobilitätslösungen zu finden. Niemand wird aufgrund von Mobilitätsproblemen von den Impfungen ausgeschlossen sein, da es ja unser Ziel ist, so viele Menschen wie möglich, und insbesondere gerade die besonders gefährdeten Gruppen, gegen Corona zu impfen. Es gibt selbstverständlich auch ein Busangebot – das Impfzentrum ist über die Linie R 63 erreichbar. Zudem gehen wir davon aus, dass Menschen, die nicht mehr selbst mit dem Auto nach Ennigerloh fahren wollen oder können, sich von Angehörigen, Nachbarn oder Freunden fahren und bei der Impfung begleiten lassen. Auch hier glaube ich fest an die Solidarität untereinander – und auch an den Einsatz der vielen Ehrenamtlichen, die uns schon so oft in dieser Pandemie weitergeholfen haben." 

Quelle

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